Nicola Gess: Gewalt der Musik. Literatur und Musikkritik um 1800

Nicola Gess: Gewalt der Musik. Literatur und Musikkritik um 1800

15. Juli 2009 (20:00 Uhr – Horns Erben)

Am 15. Juli 2009 war die Literaturwissenschaftlerin und Musikerin Nicola Gess im Thomasius-Club zu Gast. Sie lehrt und forscht an der Freien Universität Berlin. In ihrem Buch Gewalt der Musik. Literatur und Musikkritik um 1800 (Rombach 2006) widmet sie sich der Wahrnehmung von Musik als bedrohlicher Erfahrung, wie Kleist es beispielhaft ausdrückt: »Es könne wohl die Gewalt der Töne gewesen sein, die, an jenem schauerlichen Tage, das Gemüt ihrer armen Söhne zerstört und verwirrt habe.« Die Rede von der „Gewalt der Musik“ bildete sich um 1800 aus und wird auch heute noch verwendet. Sie wird in fiktionalen Texten, Musikkritiken und ästhetischen Schriften thematisiert und motivisch unterschiedlich ausgestaltet, u.a. als Verführung zu amoralischer Sinnenlust, als Induzierung von Wahnsinn und Überwältigung des Hörers. Wie aber kommt es zur Ausbildung und Verbreitung dieses Topos um 1800? Was macht die Wirkung von Musik so bedrohlich? Leistet die Musik der Zeit der Gewalterfahrung Vorschub? Welche Arten von »Gewalt der Musik« lassen sich unterscheiden? Nicola Gess unterzieht in ihrem Buch literarische, musikkritische und philosophische Texte sowie Musikbeispiele einer genauen Analyse, und verfolgt somit einen transdisziplinären und intermedialen Ansatz.