Jana Costas: Unsichtbare Arbeit

Jana Costas: Unsichtbare Arbeit

Foto: privat

In der Regel sieht man nur die Spuren ihrer Arbeit. Oder eben: keine Spuren. Schließlich haben Reinigungskräfte über Nacht die Kaffeeränder vom Schreibtisch gewischt. Sie verrichten anstrengende Tätigkeiten, erhalten aber wenig Anerkennung und werden oft schlecht bezahlt. Jenseits aller Klischees ist diese Arbeit für sie auch eine Quelle des Stolzes. Costas schildert ihre Kämpfe um Würde, porträtiert eine expandierende Branche und holt so die oft unsichtbaren Beschäftigten in die Sichtbarkeit.

Philipp Rhein: Apokalyptik & Rechtspopulismus

Philipp Rhein: Apokalyptik & Rechtspopulismus

Foto: © Fotostudio Ale Zea

Der erstarkende Rechtspopulismus und seine möglichen Ursachen beschäftigen derzeit nicht nur weite Teile der Zivilgesellschaft, sondern sind ebenso Gegenstand einer Vielzahl wissenschaftlicher Studien. Philipp Rhein nähert sich diesem Thema in seinem neuen Buch „Rechte Zeitverhältnisse“ nun unter dem Aspekt der gesellschaftlichen Ordnung von Zeit. Der Rechtspopulismus erscheint bei ihm dabei symptomatisch für eine allgemeine Krise der Zeit in der Spätmoderne. Wir fragen nach, wie sich die Zeitvorstellung der Gegenwart von früheren Epochen unterscheidet, was diese gegenwärtige Krise so gefährlich macht und warum AfD-Anhänger*innen eher apokalyptisch als nostalgisch ticken?

Philipp Rhein ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet „Politisches System der BRD –
Staatlichkeit im Wandel“ an der Universität Kassel. Zuvor war er Promotionsstipendiat im Hans-Böckler-Promotionskolleg „Rechtspopulistische Sozialpolitik und exkludierende Solidarität“ an der Universität Tübingen. Er hat Soziologie, Europäische Ethnologie/Kulturanthropologie und Gender Studies in Freiburg, Jerusalem und München studiert. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich Rechtspopulismusforschung, Qualitative Methoden und Politische Soziologie.

Das Gespräch führen Anton Marchel und Thomas Schmidt-Lux. Eintritt frei.

Christian Rau: Wendetrauma Bischofferode

Christian Rau: Wendetrauma Bischofferode

06. Dezember 2023 (20:00 Uhr – Café Alibi)

Am 1. Juli 1993 traten in im thüringischen Bischofferode rund 40 Kumpel des Kalibergwerks „Thomas Müntzer“ in einen Hungerstreik, um „ihren Schacht“ noch zu retten. Kaum ein anderer Ort steht seither so prominent für den Protest gegen die Stilllegung von Betrieben und die Politik der Treuhandanstalt wie die kleine Gemeinde im katholischen Eichsfeld. Der Hungerstreik erhielt 1993 aber nicht nur im Osten, sondern auch im Westen Deutschlands breite Aufmerksamkeit und rief Solidarität hervor.

Als „Treuhand-Trauma“ der Ostdeutschen gewinnt dieses Ereignis – nach vielen Jahren des Vergessens – im Lichte der politischen Mobilisierungsstrategien der AfD in den neuen Bundesländern wieder an trauriger Aktualität. Vor dem Hintergrund des noch immer virulenten Deutungskonflikts um die damaligen Proteste hat Christian Rau die „lange“ Geschichte des Streiks untersucht. Wir werden mit ihm die Frage diskutieren, ob populäre Narrative vom Siegeszug des Westens oder von der „Übernahme“ des Ostens durch den Westen der historischen Wirklichkeit gerecht werden.

Christian Rau, 1984 in Gera geboren, ist Zeithistoriker. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte München-Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte sind Sozial- und Kulturgeschichte der DDR, Geschichte der deutschen Teilung und des Kalten Krieges, Transformationsgeschichte, Gewerkschaftsgeschichte und europäische Stadtgeschichte.

Moderation: Uta Karstein und Anton Marchel.