Johannes Grave: Macht der Bilder

v. l. n. r.: Ringo Rösener Johannes Grave, Uta Karstein

31. Januar 2024 (20:00 Uhr – Café Alibi)

Können Bilder Macht auf ihre Betrachter ausüben? In seiner neuen Bildtheorie zeigt Johannes Grave, dass Bilder uns in zeitliche Prozesse verstricken, die sich nicht vollständig kontrollieren lassen, aber neue Denkräume eröffnen. Vor allem durch ihre Struktur und Gestaltung beeinflussen Bilder die Wahrnehmung und damit auch unsere Zeiterfahrung. Anders als bei einem Text scheint beim Bild alles auf den ersten Blick gegenwärtig zu sein.
Tatsächlich aber sind in Bildern verschiedene Zeitebenen miteinander verschränkt – so z. B. die Zeitspanne, die man vor dem Werk verbringt, die im Bild dargestellte Zeitlichkeit oder die Alterung des Bildträgers. Die Wahrnehmung von Bildern lässt sich daher nicht als simultane Schau eines gegebenen Ganzen verstehen, sondern vollzieht sich in einer eigenen Zeit. Der Thomasius Club fragt nach, wie Bilder die Zeit ihrer Betrachtung beeinflussen und wie Betrachter:innen deshalb in ihre Fänge geraten.

Johannes Grave ist Professor für Neuere Kunstgeschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. 2020 wurde er für seine Forschungen zur Renaissance und zur Kunst um 1800 mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis ausgezeichnet.

Moderation: Uta Karstein und Ringo Rösener 

Laura-Elena Keck: Fleischkonsum und Leistungskörper

Laura-Elena Keck

Foto: Kranert/Jet Foto

Ohne Fleisch keine Leistung? Dieser Frage geht die Kulturhistorikerin Laura-Elena Keck in ihrem neuen Buch „Fleischkonsum und Leistungskörper“ nach. Sie verfolgt dabei intensive Debatten des 19. Jahrhundert und klärt über die Rolle der Ernährung im Rahmen der individuellen und kollektiven Gesundheitssorge auf. Entscheidend ist das Problem, ob und wie der Fleischkonsum die Leistungsfähigkeit verändert. Der Thomasius Club fragt nach, inwieweit Fleisch mit zur Industriegesellschaft gehört und was das für unsere Gegenwart bedeutet.

Laura-Elena Keck ist Historikerin und Postdoc am Leipzig Lab Global Health / Research Centre Global Dynamics. Im Rahmen des interdisziplinären Forschungsprojekts „Pandemic Space: Understanding Quarantine and Responsibilization in Times of Corona“ forscht sie zur transregionalen Wissensgeschichte der Quarantäne im 20. Jahrhundert, mit einem Schwerpunkt auf den USA und Südafrika.

Das Gespräch führen Uta Karstein und Ringo Rösener. Der Eintritt ist frei.

Dirk Niefanger: Lessing divers

Dirk Niefanger

Foto: Nina Weiß

Es war Hannah Arendt, die prominent auf die Bedeutung der Pluralität und Diversität im Denken und Dichten von Gotthold Ephraim Lessing aufmerksam machte. Dirk Niefanger ist dem nachgegangen. In seiner Studie „Lessing divers“ untersuchte er berühmte Werke wie „Nathan der Weise“, „Emilia Galotti“ und „Minna von Barnhelm“ sowie bislang wenig beachtete Texte hinsichtlich sozialer Milieus, Gender oder Religionen. In Zeiten polarisierender Diskurse wollen wir von Dirk Niefanger mehr über seine Entdeckungen im Werk des Aufklärers Lessing wissen.