Christian Rau: Wendetrauma Bischofferode

Christian Rau: Wendetrauma Bischofferode

06. Dezember 2023 (20:00 Uhr – Café Alibi)

Am 1. Juli 1993 traten in im thüringischen Bischofferode rund 40 Kumpel des Kalibergwerks „Thomas Müntzer“ in einen Hungerstreik, um „ihren Schacht“ noch zu retten. Kaum ein anderer Ort steht seither so prominent für den Protest gegen die Stilllegung von Betrieben und die Politik der Treuhandanstalt wie die kleine Gemeinde im katholischen Eichsfeld. Der Hungerstreik erhielt 1993 aber nicht nur im Osten, sondern auch im Westen Deutschlands breite Aufmerksamkeit und rief Solidarität hervor.

Als „Treuhand-Trauma“ der Ostdeutschen gewinnt dieses Ereignis – nach vielen Jahren des Vergessens – im Lichte der politischen Mobilisierungsstrategien der AfD in den neuen Bundesländern wieder an trauriger Aktualität. Vor dem Hintergrund des noch immer virulenten Deutungskonflikts um die damaligen Proteste hat Christian Rau die „lange“ Geschichte des Streiks untersucht. Wir werden mit ihm die Frage diskutieren, ob populäre Narrative vom Siegeszug des Westens oder von der „Übernahme“ des Ostens durch den Westen der historischen Wirklichkeit gerecht werden.

Christian Rau, 1984 in Gera geboren, ist Zeithistoriker. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte München-Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte sind Sozial- und Kulturgeschichte der DDR, Geschichte der deutschen Teilung und des Kalten Krieges, Transformationsgeschichte, Gewerkschaftsgeschichte und europäische Stadtgeschichte.

Moderation: Uta Karstein und Anton Marchel. 

Helen Ahner: Gefühlsraum Planetarium

Helen Ahner: Gefühlsraum Planetarium

18. Oktober 2023 (20:00 Uhr – Café Alibi)

Der Traum von der Eroberung des Weltraums inspiriert bis heute Wissenschaft und Technik, Kunst und Populärkultur. Der Erfüllung dieses Traums wähnten sich die Menschen ein Stück näher, die Anfang des 20. Jahrhunderts die ersten Planetarien der Welt besuchten. Die ersten öffentlichen Planetariumsvorführungen im Jahr 1924 entfachten eine regelrechte Planetariumseuphorie.

In ihrer Kulturgeschichte des Planetariums spürt Helen Ahner den Gefühlen, Wahrnehmungen und Erzählungen nach, die mit der Einrichtung der Planetarien in München, Jena, Wien und Hamburg einhergingen. Im Fokus stehen dabei die Technik-, Natur-, Körper- und Transzendenzerfahrungen, die den Planetariumsbesuch so besonders machten.

Der Thomasius Club fragt nach, wie Planetarien zu Orten wurden, an denen sich Wissen, Wahrnehmen und Wundern verbanden und an denen die Menschen lernten, was es hieß, sich modern zu fühlen.

Moderation: Annika Schadewaldt und Peter Hintz

Andreas Beyer: Künstlerleben, Künstlerkörper

Andreas Beyer: Künstlerleben, Künstlerkörper

21. Juni 2023 (20:00 Uhr – Café Alibi)

Kunstschaffende und ihre Werke stehen seit jeher im Fokus der Öffentlichkeit. Ihre spezifische Leiblichkeit, in der sich ihr Leben eingeschrieben hat, eher nicht. Dabei scheinen die vergänglichen Körper in einem eigenen Bezug zu ihrem unvergänglichen Werk zu stehen. Andreas Beyer rückt in seinem neuen Buch „Künstler, Leib und Eigensinn“ die Körper und den Lebensvollzug der Kunstschaffenden ins Zentrum und entwirft von dort aus einen neuen Blick auf die Kunstgeschichte. Wir diskutieren mit dem Kunsthistoriker die faszinierenden körperlichen Abgründe der Kunst – von der „Melancholie“ bis zur „Selbstentleibung“.

Moderation: Marit Heuß und Ringo Rösener